Piaristischer Kalender: Gedenk- und Feiertage des Ordens
28.10.2020Allerseelen
02.11.2020Ein deutsches Sprichwort sagt: „Dem Tod und der Sonne kann man nicht recht in die Augen schauen“. Die Sonne kann man nicht direkt mit bloßen Augen anschauen, das stimmt. Ich kann in die Sonne nicht schauen, nur kann ich die Sachen anschauen, die von der Sonne beleuchtet werden. Durch sie erfahren wir, was Licht ist. Später hat die Menschheit gelernt, das Feuer und irgendwann den elektrischen Strom als Ersatz für die Sonne zu verwenden.
Bei Einbruch der Dunkelheit geht das Licht der Sonne langsam aus. Nur wenn etwas im Himmel fliegt, das die Sonne noch sieht (ein Flugzeug, ein Satellit, die Internationale Raumstation…) können wir das Licht der Sonne durch dieses beleuchtete Objekt reflektiert sehen. Das gilt auch ganz besonders für die Planeten und für den Mond. Der Vollmond ist so schön, an und für sich aber ist der Mond dunkel, wüst, farblos, er hat keine besondere Schönheit. Das Licht der Sonne macht erst den Mond strahlend und schön. Durch den Mond erfahren wir das Licht der Sonne mitten in der Nacht. Das Licht macht schön!
Diese Feststellung über das Licht der Sonne bringt mich zu einem Vergleich, der mich die Heiligen besser verstehen lässt.
Die Heiligen waren Menschen, Menschen wie wir. Männer und Frauen. Verherrlichung oder Verehrung der Heiligen kommt davon, dass die Menschen, die mit ihnen gelebt haben, in ihnen Gott gespürt haben. Die Heiligen haben sich bemüht, Gott zu suchen, ihn zu lieben, ihm ähnlich zu sein („Ich habe euch Beispiele gegeben, damit ihr auch so handelt“, sagte Jesus). Wenn jemand mit seinem Leben und Handeln auf der Suche nach Gott ist, spüren diejenigen, die mit ihnen leben, bereits Gott in ihnen und durch sie. Man kommt zu der Idee, dass sie heilig sind, in der Nähe Gottes, von Gott erleuchtet, von der Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes durchdrungen. Gott selbst, den sie gesucht haben, wird durch sie nahe empfunden.
Ich finde sehr erzieherisch und beispielgebend die Verehrung der Heiligen. Gott, ähnlich wie bei der Sonne, ist bereits in denen zu erkennen, die vom Licht Gottes erleuchtet werden.
Wir sind alle berufen, Gott ähnlich zu werden und an seiner Herrlichkeit teil zu nehmen. So wird es im Himmel sein.
P. Ignasi Peguera SP