Piaristen Österreich: Anerkennungspreis für das Projekt „City of Ubuntu“ in Kamerun
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31.03.2022Bei einem Kurzbesuch in Wien sprach der ehemalige Pfarrer von Maria Treu, P. Paul Nejman SP, mit der Direktorin der Piaristenvolksschule, Brigitte Klausberger, und der Koordinatorin der Flüchtlingshilfe der Volksschule, Barbara Ettl, über die Eindrücke und die Situation der ukrainischen Flüchtlinge.
Über den Beginn des Ukraine-Krieges:
Pater Paul Nejman SP: Es hat damals an einem Donnerstag begonnen. Bereits am nächsten Abend ruft uns ein orthodoxer Priester an, ob wir jemanden aufnehmen können. Wir haben sofort ja gesagt und 22 Plätze für die Menschen geschaffen. Bereits am folgenden Tag trafen die ersten Flüchtlinge ein. Es kommen vorwiegend Frauen, Mütter und Kinder zu uns. Die Männer und Väter bleiben in der Ukraine.
Die Situation im südlichen Polen:
Rzeszów ist ungefähr 100 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Seit vielen Wochen kommen amerikanische Soldaten auf dem regionalen Flughafen an. Seit kurzer Zeit wird auch die Luftabwehr der NATO in Polen verstärkt. Für uns vor Ort ist das eine sehr komische Situation. Immer wieder fliegen Hubschrauber über unsere Köpfe und es erzeugt Angst in der Bevölkerung.
Die Lage an der polnisch-ukrainischen Grenze:
In den Medien lesen wir viel über den Krieg, die Bomben und die Zerstörung. Die Menschen in der Ukraine warten zwei bis drei Tage an der Grenze für die Ausreise. Wir hören nichts über die Situation an der Grenze. Etwa wie viele Menschen und vor allem Kinder an der Grenze krank geworden sind. Bei uns wohnt eine Familie aus der Ukraine. Ihr Baby musste auf die Intensivstation, weil es eine Sepsis hatte. Trotz erfolgreicher Behandlung im Krankenhaus, schwebt das Kind immer noch in Lebensgefahr und nur durch ein Wunder Gottes könnte es wieder gesund werden. Die Perspektive für das Baby ist sehr schlecht. Die Eltern wohnen bei uns bereits länger.
Die Arbeit der Piaristen in Rzeszów:
Unser Haus in Polen ist ein Pre-Noviziat. Wir können daher den Menschen kleine Zimmer zum Übernachten anbieten. Auch haben wir zusätzliche Betten geschenkt bekommen. So haben wir 18 neue Plätze in einem Saal einrichten können. Wir haben von der Pfarre eine Dame an der Grenze und sie schaut in welcher Situation die Menschen sind. Wir versuchen vor allem Mütter mit kleinen Kindern zu unterstützen und ihnen zu helfen.
Bei uns im Haus gibt es eine große Rotation unter den Flüchtlingen. Viele übernachten ein bis zwei Tage und fahren später weiter zu ihren Verwandten oder Bekannten.
Jetzt kommen immer mehr Menschen aus der Ukraine, die nicht wissen wohin sie sollen. Daher suchen wir in unserer Pfarre Unterkünfte. Wir haben auch schon viele Möglichkeiten für sie gefunden. Unsere Pfarrgemeinde hat mit großer Offenheit und sehr spontan reagiert. Viele sind auch an die Grenze gekommen und haben die Menschen von dort abgeholt. Es war eine Reaktion von Herzen.
Wir suchen auch weiterhin Unterkünfte und unterstützen die Menschen bei der Bezahlung der Rechnungen. So sind alle Räume in der Pfarre sind blockiert. Die Menschen haben viele Sachspenden, wie etwa Kinderwagen, Kinderbetten, Schuhe oder Spielzeuge gebracht.
Die Organisation des Alltages in Rzeszów:
Die Menschen in unserer Pfarrgemeinde bringen Essen. Mit der Zeit haben sich manche von den ukrainischen Frauen bereiterklärt zu kochen und im Haus mitzuhelfen. Einerseits aus Dankbarkeit und andererseits, um auch eine Beschäftigung zu haben. Mittlerweile ist alles sehr gut organisiert. In den ersten Tagen war es aber sehr chaotisch.
Für die Kinder haben wir einen Spielraum organisiert. Auch haben sich Pädagogik Studentinnen und Studenten von der Universität gemeldet um die Kinder zu beschäftigen.
Über die Schicksale der Flüchtlinge:
Besonders schrecklich sind die Schicksale der Flüchtlinge, die wir in Rzeszów betreuen. Die Menschen sind ihren Arbeitsalltag nachgekommen und plötzlich ist Krieg in der Ukraine ausgebrochen. Die meisten konnten nur einen Koffer für sich einpacken. Ihr ganzes Leben in einem Koffer. Auf den Bahnhöfen in der Ukraine warten hunderte Menschen auf einen Platz in einem der Züge. Um mehr Platz zu schaffen, müssen teilweise die Gepäcksstücke zurückgelassen werden.
Eine andere Erfahrung habe ich im Krankenhaus gemacht. Eine Mutter aus der Ukraine wurde direkt von der Grenze ins Krankenhaus gebracht und wir wollten der Frau Kleidung zum Umziehen bringen. Im Krankenhaus sehe ich ihre Kinder, die gerade weinen. Gott sei Dank hatte ich eine Puppe dabei und ich habe sie dem Mädchen gegeben und dem Burschen ein Spielzeugauto. Beide konnten dadurch beruhigt werden.